Raumklima + Geruch

Raum­kli­ma + Ge­ruch

Raum­kli­ma

Neben einem prak­ti­schen, zu den Be­woh­ner:innen pas­sen­den und auf sie ab­ge­stimm­ten Woh­n­um­feld, stellt ein op­ti­ma­les Raum­kli­ma eine wei­te­re Vor­aus­set­zung für Be­hag­lich­keit dar. Hier­zu ge­hö­ren nicht nur Raum- und Luft­tem­pe­ra­tur, son­dern auch Luft­feuch­tig­keit, Raum­luft­qua­li­tät und Licht­ver­hält­nis­se. Für den Bau be­deu­tet dies nicht, dass grund­sätz­lich viel kost­spie­li­ge Tech­nik ein­ge­baut wer­den muss. Es be­deu­tet le­dig­lich, dass schon früh in der Bau­pla­nung mit den ent­spre­chen­den Fach­in­ge­ni­eu­ren dar­über ge­spro­chen wer­den soll­te, wel­che An­for­de­run­gen an ein be­hag­li­ches Raum­kli­ma ge­stellt wer­den müs­sen und wie sich diese um­set­zen las­sen.

Aus Untersuchungen weiß man, dass die individuelle (thermische) Behaglichkeit auch von der Möglichkeit der persönlichen Kontrolle etwa durch Verstellen der Raumtemperatur, Öffnen der Fenster oder Betätigung des Sonnenschutzes abhängt. In der Umsetzung bedeutet dies bei der hier im Zentrum stehenden Zielgruppe, dass selbständige Bedienbarkeit ohne Selbstgefährdung die Planungsgrundlage sein sollte.

Der Weg zur optimalen Raumtemperatur

Ein gesundes Raumklima entsteht, wenn die Wärmeabgabe des Menschen durch die Temperatur der Umgebung ausgeglichen wird. Während die körpereigene Wärmeproduktion von der körperlichen Aktivität des Betroffenen abhängt, kann die Wärmeabgabe über die Wahl der Bekleidung individuell an Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit angepasst werden:

Menschen, die sich wenig bewegen, etwa weil sie ihren Tag vor allem im Sitzen verbringen, brauchen eher höhere Raumtemperaturen und/oder wärmende Kleidung, denn sie selbst erwärmen ihren Körper nur wenig. Die Umgebungstemperaturen in den Heiz- (Oktober–Mai) oder Kühlperioden (Juni–August) sind an den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner auszurichten und widersprechen häufig den Bedürfnissen von Pflegekräften, Helfenden und Therapeuten, die den ganzen Tag zumeist auf den Beinen sind und deshalb mehr Körperwärme entwickeln.

Behaglichkeit stellt sich beim Raumklima ein, wenn Lufttemperatur und Luftbewegung, die Oberflächentemperatur der umgebenden Wände, Decken und Fußböden und die Luftfeuchtigkeit in einem optimalen Verhältnis zueinander stehen. Nur unter der Voraussetzung angemessen gedämmter Wände, Decken und Fußböden entsteht bei Temperaturen zwischen 19 und 23 Grad bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 40 und 60 % ein behagliches Raumklima.

Zu trockene Luft mit unter 30 % Luftfeuchtigkeit über einen längeren Zeitraum schwächt empfindliche Personen. Bindehautreizungen und erhöhte Infektanfälligkeit sind typische Erscheinungen der Heizperiode, wenn bei niedrigen Außentemperaturen die ohnehin trockenere Außenluft durch Lüften die warme und feuchtere Heizungsluft ersetzt. Krankheitskeime überleben länger in trockener Luft. Daher ist es wichtig, Temperatur und Luftfeuchtigkeit regelmäßig mit einem einfachen, im Raum aufgehängten Hygrometer zu kontrollieren. Wenn in seltenen Fällen Luftbefeuchtungsmaßnahmen durch Geräte nötig werden, sollte darauf geachtet werden, dass diese mit einem Schutz vor Verkeimung des Wassers, wie z. B. mit UV-Licht, ausgestattet sind.

Die optimale Raumtemperatur

  • für Wohn- und Arbeitsräume liegt bei 19–23 °C und einer relativen Luftfeuchte zwischen 40 und 60 %. Diese Werte lassen sich mit einem einfachen Hygrometer im Raum überwachen.
  • Raumluftbefeuchter dürfen nicht zur Keimquelle werden; wählen sie nur ein Gerät mit entsprechender Ausstattung, das Keime z. B. durch UV-Licht aus dem Wasser entfernt.
  • Individuelle Anpassungen an die Raumtemperatur lassen sich bei Bewohner:innen und Helfern durch Kleidung in Schichten leicht und schnell erreichen.
  • Wer in Bewegung bleibt, friert nicht so schnell.
  • Im Sommer hilft ein kühles Fußbad, ein schattiger Sitz- oder Arbeitsplatz im Freien, ausreichend kühle Getränke oder auch ein Waldspaziergang.
  • In der kalten Jahreszeit helfen Socken und Gelenkwärmer aus Wolle, um Hände und Füße warm zu halten.

Geruchsbelastung und Frischluft

Der Geruch einer Wohnung oder auch nur eines Raumes ist ein flüchtiger (aber markanter) Eindruck, der nur kurz bewusst wahrgenommen wird. Doch er entscheidet darüber, ob der Raum als angenehm oder unangenehm empfunden wird. Wer sich länger in einem Raum aufhält, nimmt dessen Eigengeruch nicht mehr wahr, während gleichzeitig alle anderen, neuen Gerüche bemerkt werden.

Angenehme Geruchseindrücke können im Tagesablauf die Stimmung, den Appetit oder auch nur den Alltag bereichern: Der Kaffeegeruch am Morgen, die gerade aufgehängte Wäsche, der frisch aufgestellte Tannenbaum vor Weihnachten, der Kuchen im Ofen, Marmelade beim Einkochen, … all dies sind schöne Empfindungen und Erinnerungsbrücken, die auch die zeitliche Orientierung der Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen.

Die Räume in allen Wohnbereichen sollten keinen unangenehmen Eigengeruch besitzen. Ein Zuviel des Einsatzes desinfizierender und desodorierender Mittel wirkt hier ähnlich abschreckend wie ein von Urin herrührender latenter „Muff“. Es ist nachvollziehbar, dass unangenehme Gerüche das Bedürfnis provozieren können, die Wohnung zu verlassen und für Angehörige, Freunde und Pflegende eine Geruchsbarriere darstellen.

Was sich für gute Luft tun lässt: Unangenehme Eigengerüche lassen sich insbesondere durch Optimierung der Entsorgung und Lagerung von Inkontinenzmaterialien und Schmutzwäsche verhindern. Ebenso hilfreich sind urinundurchlässige, waschbare Auflagen auf Polstermöbeln und waschbare Sitzkissen in ausreichender Zahl.

Raumsprays sind nicht sinnvoll, denn sie können Atemwegsreizungen oder Entzündungen der Augen auslösen und lösen nicht die Ursachen des Geruchs. Schlechte Luft entsteht nicht, wie oft angenommen aus Sauerstoffmangel, sondern immer durch eine erhöhte Schadstoffbelastung (v.a. mit CO2), die den Menschen zu schaffen macht. Jeder Mensch gibt über Haut und Körperöffnungen flüchtige Chemikalien und Geruchsstoffe ab, die in hoher Konzentration Geruchsbelästigungen oder gar Befindlichkeitsstörungen verursachen können. Hinzu kommen flüchtige Stoffe aus den verbauten Materialien, den Möbeln und der Innenausstattung.

Pro Person braucht es ca. 25–36 Kubikmeter Frischluft in der Stunde, damit die CO2 Werte unter der Konzentration (1000 ppm) bleiben, die als Übergang von akzeptabler zu unzureichender Luftqualität empfunden wird. Sehr gute Luftqualität empfinden Menschen ab einer Konzentration von 800 ppm (= parts per million) und darunter.

Gute Raumluft

Bei Wohngemeinschaften handelt es sich um außergewöhnliche, weil rund-um-die-Uhr voll belegte Wohnungen. Besprechen Sie die Anforderungen an Luft und Raumklima am besten schon vor der Planung mit einer Fachingenieurin bzw. einem Fachingenieur, um teure Nachrüstungen zu vermeiden. Diskutieren Sie alternative Lösungen zu technischer Klimatisierung: hier zeigen Studien, dass Nutzer sich wohler fühlen, wenn sie selbst das Fenster öffnen, die Heizung regulieren oder den Sonnenschutz bedienen können. Lassen sie sich erklären, welche Anforderungen daraus für Materialien und Alltag entstehen.

  • Nehmen Sie in regelmäßigen Abständen eine Bewertung des Raumgeruchs in den unterschiedlichen Bereichen der Wohnung vor. Suchen sie nach den Ursachen für eventuelle Geruchsbelastungen und
  • Optimieren Sie Arbeitsabläufe bei Entsorgung und Lagerung von Pflegeabfällen (Inkontinenzmaterialien etc.) und Schmutzwäsche.
  • Lüften sie mindestens alle zwei Stunden für ca. zehn Minuten quer durch die Wohngruppe. Frische und kühle Luft ist belebend und bringt den Kreislauf in Schwung. Nutzen sie diese Lüftungszeiten für kleine Bewegungs- und Gymnastikeinlagen mit den Anwesenden.
  • Achtung: Dunkle Ecken werden leicht zu „Pinkelecken“! Meist reicht eine gute Beleuchtung, um dieses Problem zu lösen.

Planungshilfe ist ein Service der

Logo Demenz Support Stuttgart