Blinde Menschen orientieren sich auch an der Akustik der Umwelt. Viele Erinnerungen sind mit Geräuschen, Klängen und Lauten verbunden. Der Umzug an einen anderen Ort bedeutet auch immer ein neues akustisches Umfeld, in dem es sich neu zu orientieren gilt. Als Teilgebiet der Bauphysik beschäftigt sich die Raumakustik mit der baulichen Vermeidung von Lärm und der Hörsamkeit von Räumen. Eine schlechte Raumakustik erzeugt bei allen Menschen Stress: durch einen hohen Grund-Lautstärkepegel, der schlechteres Hören und lauteres Reden und damit eine höhere Hörschwelle, noch lauteres Reden usw. verursacht.
Akustische Reizüberflutung kann bei Menschen mit Demenz zu Überstimulation, Unruhe und aggressivem Verhalten oder auch – im Gegenteil – zu Apathien führen. Dabei verhindern die kognitiven Einschränkungen, dass Geräusche interpretiert werden können. Der krankheitsbedingte Verlust der Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, verstärkt die Verwirrung und Belastung noch zusätzlich. Als weiteres Moment kommt die altersbedingte Minderung der Hörfähigkeit hinzu. Statt präzise Informationen zu hören, werden Menschen mit diesen Einschränkungen vom kompletten akustischen Geschehen überwältigt und damit ausgeschlossen.
Es sind nicht immer nur die lauten Geräusche oder Störungen, die bei Menschen Stress erzeugen. Aus Studien über Großraumbüros weiß man, dass auch der leise Lärm, wie z. B. das Gespräch am Nachbartisch, und mangelnde Privatheit die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen. Dieser Stress führt zu Konzentrationsstörungen und zu einem signifikant höheren Auftreten von Kurzzeiterkrankungen. Schon in kleinmaßstäblicheren Büroeinheiten mit Wahlmöglichkeiten zur Privatheitsregulation treten nur halb so viele Kurzzeiterkrankungen auf, während die Arbeitnehmer von hoher Zufriedenheit und Wohlbefinden berichten. Was also bereits gesunden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern so zusetzt, dass sie krank werden, belastet alte Menschen mit den beschriebenen Einschränkungen in ähnlichen Umwelten wie Gemeinschaftsbereichen mindestens ebenso stark. Wohlbefinden und Leistungsvermögen sind auch bei Menschen mit Einschränkungen Voraussetzung für Kompetenzerhalt. Es ist daher wichtig, Hörsituationen voneinander zu trennen – also das Radio nicht anzustellen, wenn in der Küche gearbeitet wird und keinen Fernsehapparat laufen zu lassen oder gar Staub zu saugen, wenn gegessen wird. Denn nur dann sind etwa das Tischgespräch und die Essengeräusche voneinander zu unterscheiden.