"Menschen mit Demenz brauchen keine besonderen Umwelten, sondern besonders sorgfältig geplante!" (Radzey, 2014)
Die Unterstützung der Selbständigkeit, der Sicherheit und der Erhalt der Alltagskompetenzen sollte das Ziel aller Wohnumgebungen für Menschen mit Demenz sein. In diesem Abschnitt werden die körperlichen Einschränkungen bei Alter und Demenz und Grundlagen des Zusammenlebens mit den entsprechenden baulichen Antwortmöglichkeiten erläutert.
Der Neubau, Umbau oder die Erweiterung einer geeigneten Wohnanlage, einer Wohngemeinschaft oder eines Pflegeheims ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Von der Vision bis zur Verwirklichung auf der Baustelle stellen sich vielfältige Planungsfragen, die ein multidisziplinär besetztes Planungsteam mit Akteur:innen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen rechtzeitig beantworten und als Anforderung ebenso rechtzeitig für die Planung, Aussschreibung und die Verwirklichung auf der Baustelle formulieren muss.
Das Leben in einer beschützenden oder auch unterstützenden Umgebung, einer Wohngemeinschaft oder einem Heim ist häufig mit einem Mangel an Außenwelterfahrungen verbunden. Die Welt wird kleiner und die baulichen und betrieblichen Umwelteinflüsse wirken durch das dauerhafte "daHeim-sein" stärker auf die Bewohner:innen. Deshalb sind ausreichend Wahlmöglichkeiten für alltägliches Tun und Sein an Orten und Räumen im Drinnen und Draußen mit und ohne Unterstützung wichtig für die Erhaltung der Lebensqualität der Bewohner:innen.
Die verminderte Kompensationsfähigkeit und die schwindende Fähigkeit selbständig Probleme zu lösen, erfordern eine sehr vorausschauende Planung und einen optimal angepassten Betrieb des eingeschränkten Lebensraumes der Bewohner:innen. Wer schon beim Frühstück im ungefilterten Sonnenlicht sitzt und keinen Ausweg aus Hitze, Blendung und schmelzender Butter findet, wird sich natürlich anders verhalten, als ein gesunder Mensch, der den Sonnenschutz bedienen und den Tisch verschieben kann.
Ziel aller Planungen und Bauten für verletzliche Menschen sollte sein, dass die dort wohnenden Menschen für den Rest ihres Lebens eine behagliche Heimat finden, wo es sich bei hoher Lebensqualität so selbstbestimmt wie möglich leben lässt. Dazu brauchen auch die Mitarbeitenden einen angenehmen Arbeitsplatz, der, obwohl er im Wohn- und Privatbereich der Bewohner:innen liegt, ökonomische Arbeitsabläufe unterstützt und trotzdem die Behaglichkeit durch Verzicht auf institutionelle Erscheinungsformen erhält.